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Bei einem Aufenthalt in Südkorea ist der Besuch einer koreanischen Sauna, des sogenannten Jjimjilbangs, ein Muss. Hier kann man sich entspannen und zugleich die koreanische Kultur kennenlernen. Das Wort Jjimjilbang setzt sich aus Jjimjil für "beheiztes Bad" und Bang für "Raum" zusammen. Was so allerdings wie ein kleiner Saunaraum klingt, ist in Wirklichkeit ein umfassender Entspannungspalast mit vielen unterschiedlichen Angeboten.
Neben den klassischen Saunen, heißen Bädern, Kalträumen und Massagemöglichkeiten, gibt es auch einen Snackbereich, Räume mit Fernsehern oder PCs, einen Schlafraum und sogar Noraebangs. Das sind Räume, in denen Karaokemaschinen stehen und in denen gemeinsam gesungen werden kann. Jjimjilbangs sind somit eine wunderbare Mischung aus persönlicher Entspannung und dem geselligen Zusammensein mit Familie, Freunden oder Kollegen.
Jjimjilbangs haben in der Regel 24 Stunden geöffnet und bieten auch Übernachtungen an. Daher finden sich dort unter der Woche häufig Geschäftsmänner auf der Durchreise oder Ehemänner, deren Familien weiter außerhalb der Stadt wohnen. Am Wochenende sind die Häuser vor allem bei koreanischen Familien gefragt, denn während die Eltern entspannen, können sich die Kinder in den Spielräumen austoben oder die PC-Räume nutzen.
Durch die Übernachtungsmöglichkeit haben sich die Jjimjilbangs so zu beliebten Wochenendzielen entwickelt. Auch schwangere Frauen verbringen oft einige Zeit in Jjimjilbangs, in speziell dafür vorgesehenen Räumen, bevor sie ihr Kind zur Welt bringen oder auch danach. Ein weiterer Grund für die Beliebtheit von Jjimjilbangs ist sicherlich, dass sich im Gegensatz zu einem teuren Spa jeder den Besuch leisten kann.
Die Jjimjilbangs bieten eine Vielfalt an unterschiedlichen Saunen an. So gibt es natürlich die finnischen Holzsaunen, die mit Holz beheizt werden. Diese sind allerdings um einiges größer als hierzulande und die Luft ist nicht ganz so trocken. Dazu gibt es Heißräume, die komplett aus Stein bestehen und an große Pizzaöfen erinnern, sowie Dampfbäder, in denen die Temperatur niedriger und die Luftfeuchtigkeit höher ist als in den anderen Saunen.
Jjimjilbangs beherbergen zudem Salzräume, in denen Wände, Boden, Decke und Einrichtung komplett aus Salz bestehen und die insbesondere der Reinigung des Körpers dienen. Darüber hinaus gestalten viele Jjimjilbangs ihre Heißräume nach unterschiedlichen Themen. So gibt es gelegentlich Saunen, die wie kleine Pyramiden aussehen und die Heißräume aus Stein können von außen tatsächlich riesigen Pizzaöfen nachempfunden sein.
Betretet ihr ein Jjimjilbang so führt euch der erste Weg zur Rezeption, wo ihr nach Bezahlen einen Beleg, Schlüssel, Hand- und Badetücher sowie Kleidung bekommt. Anschließend macht ihr euch auf den Weg in einen der beiden ausgeschilderten Umkleidebereiche. Entweder den Bereich für Frauen oder für Männer, denn hier herrscht eine strikte Geschlechtertrennung. Im ersten Raum befinden sich Schließfächer, in die ihr eure Schuhe stellt.
Hier oder in einem weiteren Raum werdet ihr nun einen weiteren Empfangstisch entdecken, wo ihr nach Aushändigen eures Belegs einen Schlüssel für einen Spind erhaltet. Darin könnt ihr nun eure Kleidung und andere Habseligkeiten verstauen.
Bei dem Mitarbeiter am Empfangstisch könnt ihr außerdem Rasierer, Zahnbürsten und Shampoo kaufen, falls ihr diese Dinge nicht dabei habt, und auch einen speziellen grünen Peeling-Schwamm, mit dem die Koreaner sich gerne reinigen. Zahnpasta und Seife gibt es kostenlos. Bezahlt für die Extras innerhalb des Jjimjilbangs wird mithilfe eures Armbands. Dieses wird beim Verlassen an der Rezeption vorgezeigt und dort müsst ihr dann bezahlen.
Nachdem ihr euch in die schicke Saunakleidung geworfen habt, die häufig aus einem weiten T-Shirt und Shorts besteht, befestigt ihr den Schlüssel ebenfalls am Armband und macht euch auf den Weg zum Saunabereich, der wieder beiden Geschlechtern zugänglich ist. Hier findet ihr nun die klassischen finnischen Saunen und andere Heißräume. Außerdem gibt es hier auch Eisräume, die zum Abkühlen nach der Sauna dienen.
Im Badebereich, der nur nackt betreten wird und der in einen Männer- und Frauenbereich unterteilt ist, findet ihr dann Jacuzzis und heiße Bäder in verschiedenen Temperaturen. Teilweise sind diese mit Mineralien versetzt, die der Gesundheit dienen sollen. Bevor ihr jedoch eines der Bäder betretet, müsst ihr euch unbedingt gründlich duschen und sauber rubbeln. Außerdem gibt es Wärmelampen und manchmal auch kleine Schwimmbecken und Mini-Wasserfälle, die euch eine Rückenmassage geben.
Reicht euch das nicht, dann finden sich überall auch Massageliegen, wo ihr euch gegen ein Entgelt professionell massieren lassen könnt. Tatsächlich sollen die koreanischen Meister für Körperpeeling weltbekannt für ihre Fähigkeiten sein. Nachdem ihr euch rundum entspannt habt, könnt ihr den Badehausbereich verlassen. Nach dem Ausgang werdet ihr Räumlichkeiten vorfinden, in denen ihr euch trocknen, föhnen und ankleiden könnt.
Das Beschäftigungsangebot in Jjimjilbangs ist riesig. Da findet man zunächst die Schlafräume, die teilweise sogar unterschiedliche Temperaturen haben, im Interesse der verschiedenen Schlafgewohnheiten der Besucher. Es gibt Fernseh- und PC-Räume, in denen Kinder (und auch Erwachsene) sich die Zeit vertreiben können, Bibliotheken, Fitnessräume mit zahlreichen Gerätschaften und Massageräume. Häufig außerdem einen Friseur, ein Nagelstudio, Schwimmbecken, Spielräume und -plätze für Kinder, Karaoke-Stationen und Golfanlagen.
Und natürlich Cafeterien, Snackbereiche und Restaurants. Tatsächlich sind einige Snacks typisch für Jjimjilbangs. Zum Beispiel gebackene Eier, die in der heißesten Sauna zubereitet werden. Außerdem Eiskaffee und ‚Iced Sikhye‘, eine Art Reisgetränk, sowie Miyeok guk, eine Suppe aus Algen, und Patbingsu, ein Eisgericht.
Jjimjilbangs sind eines dieser Beispiele für ein erfolgreiches Miteinander von Tradition und Moderne. Alte Heilungs- und Reinigungstechniken finden im Einklang mit moderner Freizeitbeschäftigung unter einem Dach statt. Außerdem bieten Jjimjilbangs sowohl Kindern als auch Erwachsenen und Senioren einen Platz zum Verweilen und Beisammensein. Dies ist typisch für die koreanische Kultur. Einige Leute sagen sogar, dass man Korea erst dann wirklich kennt, wenn man ein Jjimjilbang besucht hat.